Welche Kameras sind
- ihrer Zeit schon weit voraus,
- heute noch zeitlos gut nutzbar,
- besser als viele Neuheiten
- und bezahlbar?
Fangen wir mal an:
Eine kleine Digitalkamera mit RAW und rasend schnellem Autofokus?
Ein Autofokus, der sogar die schnellsten digitalen Spiegelreflexkameras schlägt? Dann kommt wohl die Nikon 1 ins Spiel, die sogar in ihrer kleinsten Variante so gut wie alles toppt.
Eine kleine schnelle und kompakte Hosentaschenkamera mit RAW und professioneller Lichtstärke?
Dann wird man an der Olympus XZ-10 seine Freude haben.
Eine Kamera, die professionelle Makrofotografie (Focus-Stacking) verbindet mit RAW und rasender Geschwindigkeit?
Dann kommt man an der Casio EX-ZR1000 oder der Casio EX-ZR700 nicht vorbei. Beide sind schon zwei Jahre alt und doch moderner und „besser“ als manch andere Neuheit. Die ZR1000 hatte damals schon das Klappdisplay, welches heute von anderen Herstellern als Marktneuheit für „Selfie“-Fotografie vermarktet wird. Damals hieß es aber noch Klappdisplay. Allerdings verkauft Casio seine neuen Kameras gar nicht mehr in Europa, obwohl die viel zu bieten haben.
So könnte man noch weitere Kameras finden, die schon auf dem Markt sind oder auch die letzten ihrer Art sind.
Aber ich will auch mal einen Versuch wagen und eine Neuheit erwähnen:
Eine kompakte Reisekamera mit Sucher und RAW gefällig?
Dann wird ihre Suche vielleicht bei der neuen Panasonic Lumix TZ71 hängen bleiben. Allerdings ist sie nicht so lichtstark, ein echtes Manko.
Die Kamera ist noch nicht auf dem Markt. „Vor allem der elektronische Sucher, den die TZ71 der Konkurrenz voraus hat, löst mit 1,16 Millionen Bildpunkten deutlich höher auf als der grobkörnige 200.000-Bildpunkte-Sucher der TZ61; hinzu kommt ein Augensensor, der eine automatische Sucherumschaltung ermöglicht“, schreibt digitalkamera.de. Erste Tests gibt es u.a. hier.
Hier ist die Stelle, wo ich Wissen durch Glauben ersetze. Da muß man ganz vorsichtig sein. Aber das ist der Vorteil, wenn es darum geht, jetzt nicht zu kaufen sondern die Worte des Herstellers an seinen technischen Taten zu prüfen.

Als ich den Artikel schrieb „Kaufen Sie bis 2016 keine neue Kamera!“ da war der Protest vor und hinter der Hand groß.
Nüchtern betrachtet ist dies aber richtig.
Wir sehen jetzt im Jahr 2015, daß einige neue Kameras auf den Markt kommen, die teilweise das Niveau haben könnten, welches ein ausgereiftes Modell braucht und wir erleben viele Kameras, denen etwas fehlt.
Ein Beispiel ist der Umgang mit dem Sucher.
Obwohl mir ein optischer Sucher besser gefällt, ist ein elektronischer Sucher dann zu gebrauchen, wenn er wirklich scharf und detailliert anzeigt.
Bridgekameras
Wie kann man dann im Jahre 2013 oder 2014 elektronische Sucher mit einer so geringen Auflösung bauen, daß man damit kaum scharf sehen kann?
Bei den Bridgekameras war die Panasonic FZ-200 meines Wissens die erste mit einem richtig guten hochauflösenden Sucher.
Bei fast allen anderen Modellen aller anderen Hersteller sind die Sucher selbst danach noch schlechter auflösend gewesen, insbesondere bei Bridgekameras.
Jetzt ändert sich dies langsam flächendeckend.
Kompaktkameras
Und bei den Kompaktkameras sah es noch schlechter aus, wie ich hier konkret für das Thema Straßenfotografie schon einmal beschrieben habe.
Trotzdem ist bei den Kompaktkameras die Lumix LF-1 die heimliche Geliebte einiger Profis geworden.
Kompakte Systemkameras
Im Bereich der Systemkameras ist die Nikon 1 V1 die große Ausnahme. Aber diese Kamera ist eigentlich eine komplett andere Dimension. Sie verfügt über ein schlichtes und fließendes Design und symbolisiert eine Art der Fotografie, die fließt und das Fotografieren als Schwerpunkt hat. (Damit meine ich, das Design ist in sich rund und ohne Ecken und Kanten und die Kamera versucht nicht die technischen Einstellungsmöglichkeiten in den Vordergrund zu stellen durch viele Rädchen und Schalter sondern das Motiv und das Abdrücken. Faktisch kann man mit der Kamera kompromisslos gute Serienfotos machen, um alles einzufangen, was man sieht. Richtig ist allerdings, daß der Sensor nicht so gut freistellt wie eine wesentlich größerer Sensor. Deshalb ist sie auch nicht für alles am besten geeignet aber für die Momente, die sonst so schnell nicht eingefangen werden könnten.)
Die Schlichtheit in der schönen Form ist eben das visuell Besondere und ihre inneren Werte ermöglichen den Fluß des Lebens fotografisch festzuhalten:
„Die Nikon 1 V1 bietet ein Design, das zum Klassiker werden dürfte und ist darauf ausgelegt, Benutzern neue fotografische Möglichkeiten zu eröffnen. Mit ihrem hochauflösenden elektronischen Sucher und dem Multifunktions-Zubehöranschluss ermöglicht sie erstklassige Bilder in jeder Aufnahmesituation. Der helle elektronische Sucher mit 1.440.000 Bildpunkten liefert ein klares, ruhiges Bild und 100 % Bildfeldabdeckung.“
Diesem Text der Presseerklärung würde ich sogar zustimmen. Aber dann wurde die Kamera überall mit einer DSLR verglichen und das war das Ende. Man hätte die Kamera als Kunststück für fotografische Kunstfertigkeit anbieten sollen. Mittlerweile sehen die Nachfolger eher wieder traditionell aus.
Aber wir können jetzt abwarten, was das Jahr 2015 uns noch technisch anbietet und dann entscheiden, ob wir 2016 eine Kompaktkamera mit einem richtig guten Sucher kaufen oder nicht.
Sony hat sich nun auch viel Mühe gegeben mit der RX 100III aber es ist so wie fast immer: es reicht nicht ganz und der Preis ist jenseits realer Einkommen.
Dabei ist es ganz einfach.
Eine guter Sucher in einer Kamera mit PASM, RAW und einem lichtstarken Objektiv von 24 bis 120 und alles wäre ok.
Zumindest technisch. Seltsamerweise verfügen preiswerte Kompaktkameras über diesen Winkelbereich eher als teure Kompaktkameras. Das ist auch einer dieser gelebten Widersprüche.
Insofern ist das Jahr 2015 ideal, um abzuwarten und einen guten Kaffee oder Tee zu trinken.
Und 2016 werden wir sehen, ob sich eine neue Kamera wirklich lohnt.
Was lernen wir daraus?
Aber dieser Artikel ist mehr als eine Bestandsaufnahme.
Er zeigt auch die realen Verkaufsweisen und sozialen Gebrauchsweisen beim Kamerakauf.
Keine der hier aufgeführten Kameras war unter den meistverkauften Kameras und keine der hier aufgeführten Kameras wurde im weltweiten Marketing der Kameratests besonders hoch platziert.
Wenn ich länger darüber nachdenke, kann ich einige Regeln aufstellen:
- Die besten Kameras verkaufen sich nicht am besten.
- Wer seiner Zeit voraus ist, verkauft weniger.
- Es reicht meistens mittleres Niveau mit Marketing.
Stimmen diese Regeln?
Ja aber.
Denn es gibt eben auch die Menschen, die genau diese hier aufgeführten Kameras wollen und kaufen (wenn sie nicht zu teuer sind).
Insofern ist beides wichtig und richtig.
Denn wer erst einmal das mittlere Niveau gekauft hat, kommt von dort dann zu den Kameras, die er zunächst so nicht gesehen hat.
Insofern sind beide Bereiche wichtig und richtig.
Dazu fällt mir vielleicht noch mehr ein.
Dann werde ich den Text ergänzen.
Bis dahin eine gute Zeit!
So endete der „offene“ Artikel.
Doch am 14.04.2015 schrieb ich dann die erste Fortsetzung.
Denn nun kommt Sony aus der Kurve mit einem Frontalangriff auf die Panasonic bei den Reisekameras.
Stichwort Sony HX90 und HX90V. Alles dran und alles drin.
Wir dürfen gespannt sein, ob und wie die Kameras ihre Versprechen erfüllen.
Na dann!
Text 1.3