Eine Geliebte gibt einem Mann das, was er will und woanders nicht bekommt. Dabei muß die Geliebte nicht die Schönste sein aber das haben, was er braucht. Ein Geliebter gibt einer Frau das, was sie will und woanders nicht bekommt. Dabei muß der Geliebte nicht der Schönste sein aber das haben, was sie braucht.
Ich hoffe mit diesen ersten Sätzen Frauen und Männer gleichermaßen berücksichtigt zu haben, wenn es um die heimliche Liebe geht.
Deshalb möchte ich jetzt über eine Kamera schreiben, die in den Tests immer und überall abgewertet wurde und dennoch vielfältig und dauerhaft genutzt wird. Es ist die Panasonic Lumix DMC-LF1.
Der Fotojournalist Sascha Rheker hat über diese Kamera schon 2013 einen Artikel geschrieben und dort sehr deutlich gemacht, welche Vorteile diese Kamera hat.
Eine Profikamera für einen Fotoprofi. Und all die selbsternannten Tester oder die technischen Tester schrieben lieber darüber, daß der Sucher zu „schlecht“ sei oder die Randauflösung des Objektivs so sehr abfällt. Das mag alles stimmen.
Einen Punkt habe ich sogar selbst einmal aufgeschrieben. Da ging es aber um die anders „geschminkte“ Schwester Leica C der Lumix LF1: Technisch hätte der Sucher 2013 eine höhere Auflösung haben können, weil Panasonic parallel dazu die FZ200 auf den Markt brachte, die einen ähnlichen Sucher mit einer besseren Auflösung hatte.
Aber was bedeutet diese Aussage für die Praxis? Ist deshalb die Kamera schlecht oder muß man erst lernen, diese Sätze richtig einzuordnen?
Wenn Sie meinen nachfolgenden Gedanken folgen, werden sie feststellen, daß die technische Aussage die praktische Relevanz z.T. konterkariert.:
Der Sucher der LF1 ist identisch mit dem Sucher der FZ-72. Und er ist in der Praxis einfach gut nutzbar. Richtig ist natürlich, daß eine höhere Sucherauflösung mehr Details zeigt. Aber man muß es auch sehen können. Und der Maßstab ist die menschliche Sehfähigkeit im Verhältnis zur Größe des Suchers.
Wenn der Sucher insgesamt aber relativ klein ist, dann hilft auch eine höhere Auflösung nicht immer, weil das menschliche Auge nur begrenzt in dem kleinen Sucher etwas sehen kann. Es geht um das Verhältnis vom Ganzen zu den Teilen. Daher kann eine etwas gröbere Auflösung sogar besser sein für das menschliche Auge in einem eher kleineren Sucher, weil das Auge dann die Dinge noch besser erfassen kann. Beim Brillenträger kommt hinzu, daß erst eine Übersetzung vom Auge auf das Brillenglas erfolgt und dann eine Übersetzung vom Brillenglas auf den Sucher. Da sind die ganz feinen Details sowieso so nicht zu sehen wenn der Sucher kleiner ist. Wobei zu grob im digitalen Sucher wiederum verschlechternd wirkt. Es geht eben um das Optimum im Verhältnis von Größe und Auflösung.
Die ganzen Zeilen wären überflüssig, wenn man einfach einen kleinen optischen Sucher mit Zoom und Dioptrienausgleich eingebaut hätte wie ihn sogar die einfache Canon A1200 noch hatte, wobei dieser aber nicht 100 Prozent von der Aufnahme zeigte wie es bei den digitalen Suchern der Fall ist und er für Brillenträger zu klein ist. Die Größe des Suchers in der LF1 ist eindeutig besser in meinen Augen.

Wie man auf dem Foto sieht ist der Sucher der Lumix LF1 wahrscheinlich drei mal größer als der Sucher der Canon A1200.
Beim Blick durch den Sucher geht es ja nicht um das, was einen Zentimeter vor einem ist (dazu gibt es den Monitor) sondern um eine Situation, die insgesamt erfaßt werden soll und weiter weg ist. Das ist wie beim Rauschen auf Fotos. Rauschen kann dem menschlichen Auge helfen, Ecken und Kanten besser zu erkennen, so daß Rauschen bzw. zu analogen Zeiten Körnung nicht immer schlecht ist sondern fürs Auge zum Erfassen gut sein kann.
So hat Panasonic unter den Gesichtspunkten der Biologie des Sehens eigentlich etwas Gutes gemacht. Aber das wurde in den Medien eher schlecht gemacht.
Wenn man sich durch die Foren liest, dann findet man aber immer wieder die Geschichten von denen, die die Kamera schon länger nutzen. Und es ist immer wieder so, daß die Kamera das hat, was man unterwegs braucht. Den Sucher, die RAW-Aufnahmen, die Schnelligkeit, das gute Handling, die Kompaktheit und die ganze Erfahrung, die die Kameramacher in diese Kamera haben einfließen lassen und daraus ein echtes fotografisches Werkzeug entstehen ließen.
Klicken Sie doch einfach mal dieses Foto an, damit Sie es größer sehen. Es ist ein unbearbeitetes JPG aus der Kamera, das ich lediglich um 50% reduziert habe:

Wenn das kein tolles Foto ist, dann weiß ich es nicht mehr. Einfach so im Modus P und sogar Hintergrundunschärfe wie mit einer DSLR.
Für mich ist natürlich das Thema Streetphotography bzw. Straßenfotografie relevant. Da schlägt sie sich mehr als wacker. Aus der Tasche, klick, in die Tasche. Sie ist für mich die Parallelkamera zur Fuji X10 geworden. Sie ersetzt sie nicht, weil die Fuji anders ist und ich mit der Fuji anders fotografiere, langsamer und aussuchender. Die Lumix LF-1 ist die kleine Schnelle für alle Fälle, die Fuji ist die große Schwester für die besonderen Fälle.
Ich verstehe, warum sie die Geliebte so vieler fotoerfahrener Menschen geworden ist. Sie ist keine Geliebte für Fotoanfänger, weil diese ihre Qualitäten in der Regel gar nicht sehen werden. Sie ist aber eine perfekte Kamera für Menschen, die wissen, was sie fotografisch wollen.
Mehr an „Perfektion“ in der Realität gibt es wohl kaum.
Natürlich könnte man jetzt noch einen höher auflösenden Sucher, eine Anfangsbrennweite von 24mm und noch mehr fordern. Aber wenn man es nicht hat geht es auch. Und ein höher auflösender Sucher ist größer wie wir an der TZ71 sehen und wahrscheinlich verbraucht er auch mehr Strom.
Wer diese Kamera entdeckt als seinen Geliebten oder seine Geliebte, dem/der wünsche ich eine gute Zeit.
Sie wird verdammt viel Spaß machen!
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