Fairytales – Märchen, so ist der Titel des Buches. Es sind Fotografien, die nicht ausgedacht wurden und die doch so wirken wie aus einer anderen Welt. Aber natürlich nur für die, die so etwas nicht täglich sehen.
„Frank Herfort verbrachte mehr als zehn Jahre in Russland auf der Suche nach Geheimnis und Mythos des größten Landes der Erde. Sein neustes Buch »Russian Fairytales« vereint melancholischen Realismus und absurde Fantasien. Die Fotografien der post-sowjetischen Welt sind hypnotisch, cool, herausfordernd – und vor allem zutiefst menschlich. Alltagsszenen, Architekturen und Ereignisse entfalten ihre individuellen Erzählungen und verbinden sich zu einer faszinierenden Märchengeschichte mit zeitgenössischem Twist.“
So sind die Fotos, die Frank Herfort gemacht, gesammelt und zusammengetragen hat ein echtes Fotobuch geworden.
Eine dreisprachige Einleitung macht neugierig, die englischen und französischen und fehlenden deutschen Bilderklärungen zeigen dann aber, dass dieses Buch wohl eher für den internationalen Markt gedacht ist.
Wenn man das Buch aufschlägt und sich auf die Fotos einläßt, dann erzählen sie Geschichten aus dem wahren Leben. Und damit ergibt sich ein richtiges Fotobuch voller Erzählungen. Umso bedauerlicher ist das Fehlen deutscher Texte zu den Fotos. So ist der volle Genuss nur möglich, wenn man Englisch oder Französisch lesen kann. Aber dann ist dieses Buch wirklich spannend und eine Wonne beim Anblick der Fotos.
Eine Reise durch die russische Welt zu dem, was Frank Herfort gesehen hat – verzauberter Alltag und entzauberte Gegenwart.
Es ist ein schönes Buch geworden, das bei mir zu sehr langem Stöbern geführt hat.
Fotografisches Feuilleton vom Feinsten!
Wie schreibt der Verlag:
„Frank Herfort gelingen solche Aufnahmen, weil er den Blick für besondere Motive und Situationen hat. Er hält fest, wo andere vorbeigehen, und bringt damit Unsichtbares ans Licht,« weiß Jürgen Rink, Chefredakteur c‘t magazin. Herforts Bilder sind fast alle in Russland entstanden. Sie sind spektakulär, handwerklich perfekt und wirken gerade deshalb, weil wir BetrachterInnen solche Szenen noch nie gesehen haben.
Der Buchtitel »Fairytales«, also Märchen, reizt zum Widerspruch, denn wurde nicht eben gesagt, dass die Aufnahmen die Realität darstellen? Herfort sieht in der russischen Realität durchaus Parallelen zum Märchen. Er hat die Russen viele Jahre lang als positive, gut gelaunte Menschen erlebt, die den Widrigkeiten des Lebens trotzen. Am Anfang mag eine schwierige Situation stehen, die Geschichte schließt aber dennoch mit einem Happy End – wie in einem Märchen eben.
Doch obgleich Märchen oder Realität, Herforts Bilder verführen und entführen. Gerade noch blättert man wahllos durch das Buch, schon hängt die ganze Aufmerksamkeit an einem Bild oder Detail. Herfort, gelingt es Aufmerksamkeit zu schaffen und zum langsamen Sehen zu verführen, indem er mit journalistischen Mitteln arbeitet: Ein Journalist muss mit einem Paukenschlag, einem starken Anfang, zum Lesen verführen. Herfort macht das Gleiche mit fotografischen Mitteln. Er legt Bildanker, die zum Betrachten anregen, an denen man hängen bleibt.
Sofern man der Versuchung widersteht, sofort den Text zum Bild zu lesen, enthüllt jedes Motiv mindestens zwei Geschichten, denn das Foto ohne Beschreibung erzählt durchaus etwas anderes als der dazugehörige Text. Das schiefe, kleine Holzhaus etwa vermittelt die Geschichte von verwunschenen Orten, Angst und Bedrohung. Der Text dazu beschreibt das Häuschen jedoch als Symbol des Widerstands, in dem die Hausbesitzer als einzige einem Straßenbau im postsowjetischen Russland trotzen.“
Dieses Buch eignet sich als Geschenk für den eigenen Schrank oder für Menschen mit Interesse an Fotografie im Alltag. Man lernt den Blick des Autors kennen und kann seine eigene Sichtweise überprüfen. Vielleicht sieht man auch so oder man schaut das nächste Mal unterwegs anders hin.
Es ist ein sehr schönes Buch mit vielen Möglichkeiten.
Das Buch ist im Kerberverlag erschienen.
Frank Herfort
Russian Fairytales
ISBN 978-3-7356-0686-0