„Grundsätzlich kann keiner ohne Vergütung ewig an Projekten arbeiten und seine Zeit investieren, wenn ihm nicht mal ein Bier ausgegeben wird. Webseiten mit viel Know-how werden auch nicht ewig funktionieren, wenn es keine Bezahlung gibt.“
Da schreibt Peter Roskothen ein bedenkenswertes Wort auf.
Und er ergänzt noch: „Was bei Software oft vergessen wird, ist unsere Einarbeitungszeit. … Die Einarbeitungszeit in Software ist Lebenszeit und steht nicht unendlich zur Verfügung.“
Ich habe das auf Lebenszeit.de zwar schon lange publiziert, aber jeder entdeckt es für sich neu, zumal wir ja alle in parallelen Welten existieren mit wenig Schnittmengen.
Jeder ist sein eigener Lebensversuch.
Die Freiheit ohne Vergütung anzufangen kann auch die Freiheit sein ohne Vergütung aufzuhören. Schöner ist es natürlich frei und vergütet zu sein aber diesen Zustand kenne ich leider nicht.
Das Bloggen ist vielfach unbewußt oder bewußt die Selbstvergewisserung der eigenen Existenz im Angesicht der eigenen Endlichkeit.
Ich schreibe also lebe ich.
Aber im Rahmen meiner Themen ist das soziale Echo eher ausgeschlossen, weil es meine eigenen Erfahrungen jenseits der Masse sind, die ich reflektiere. Für Geld zu schreiben heißt über andere Themen schreiben. Was ich hier aufgeschrieben habe über viele Jahre sind Themen, die es so kaum oder gar nicht woanders gibt. Es sind also keine Massenthemen sondern meine Themen.
Das Bier dafür und danach habe ich mir selbst zahlen müssen. Aber ich bin auch kein Netzwerker gewesen sondern ohne Netzwerk gealtert…
Und nun?
Nun spüre ich wieder mal das Existenzielle der Welt in meinen inneren und äußeren Bildern.
Als ich dieses Kunstwerk vor zehn Jahren sah, begegnete ich meinem inneren Bild.
Das Kunstwerk war später spurlos verschwunden, so daß danach keine Fotos mehr möglich waren.
Zehn Jahre später blicke ich auf das Originalfoto und sofort ist da wieder dieses existenzialistische Gefühl in mir.
Bearbeitet im digitalen Nassplattenverfahren wird daraus genau das, was mein inneres Empfinden ausdrückt.
Aber nur in mir.
Wenn ich es anderen Personen zeige, kommt eigentlich nie eine starke Reaktion.
Das zeigt mir die Kraft der Bilder und die unterschiedliche Wirkung.
Und noch mehr!
Endlichkeit, Anfang und Ende, Bemühen, Fesseln und Grenzen aber auch das Leben.
Gefesselt ist der Mensch auf dem Foto umgeben von Blumen im Garten, die sich jahreszeitlich ändern, während er/sie/es sich um den aufrechten Gang bemüht.
Ich sah Sisyphos und meine Kette von Camus bis Schopenhauer und John Berger.
Und ich sah und sehe meine Webseiten und mein Schreiben, das nichts an der Zeit ändert oder wie Schopenhauer schreibt:
„Deshalb eben ist die Zeit die a priori nothwendige Form aller unserer Anschauungen: in ihr muß sich Alles darstellen, auch wir selbst. Demzufolge gleicht nun zunächst unser Leben einer Zahlung, die man in lauter Kupferpfennigen zugezählt erhält und dann doch quittiren muß: es sind die Tage; die Quittung ist der Tod. Denn zuletzt verkündigt die Zeit den Urtheilsspruch der Natur über den Werth aller in ihr erscheinenden Wesen, indem sie sie vernichtet:
Und das mit Recht: denn Alles was entsteht,
Ist werth, daß es zu Grunde geht.
Drum besser wär’s, daß nichts entstünde.“
Später schreibt er dann „und wir trösten uns über die Leiden des Lebens mit dem Tode, und über den Tod mit den Leiden des Lebens.“
Warum habe ich Arthur Schopenhauer hier zitiert?
Weil er einer derjenigen ist, der ewig an seinen Projekten arbeitete und seine Lebenszeit investierte, ohne dafür auch nur ein Bier zu bekommen.
Und heute können wir seine wunderbaren klaren und lebensstärkenden Gedanken kostenlos lesen.
Denn er zeigt in Worten die Welt und uns selbst. Es gibt kein Bild, das mehr sagen könnte als seine Worte.
Wenn ein Bild mehr als tausend Worte sagen kann, dann können Worte umgekehrt aber auch mehr als tausend Bilder sagen.
Vielleicht ist dies das Geheimnis von Text und Bild, denn alles, was ich hier geschrieben habe, kann das hier gezeigte Foto nicht sagen aber ohne dieses Foto könnte ich diese Worte hier so nicht aufschreiben.
In diesem Sinne!
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