»Wer je einmal in seinem Leben sich das Haupt umhüllte mit dem Zaubermantel des Photographen und hineinschaute in die Camera, um dort jene wunderbare Miniaturwiedergabe des Naturbildes zu erblicken, dem muß sich … die Frage aufgedrängt haben, was wohl aus unserer modernen Malerei werden wird, wenn es erst dem Photographen gelungen ist, die Farben ebenso auf seinen Platten festzuhalten, wie die Formen.«
Das schrieb Walter Crane in „Nachahmung und Ausdruck in der Kunst Die neue Zeit“ und Walter Benjamin notierte es sich und ich hole es nun viele Jahre später wieder hervor als Spiegel zum Heute.
Nach dem Lesen dachte ich sofort an einen Gedanken von Paul Lowe, der dies aus meiner Sicht wunderbar erweitert.
Paul Lowe hat nämlich über „Performative Aspekte des Bildes“ geschrieben:
„Der Akt des Fotografierens kann als eine Art Performance betrachtet werden – der Pas de deux von Fotograf und Modell bei einer Porträtsession, der Körpereinsatz des Straßenfotografen oder die Theatralik des Landschaftsfotografen, der eine Großformatkamera mit Stativ benutzt und beim Blick durch den Sucher unter einem schwarzen Tuch verschwindet. Irgendwie ist Fotografieren auch wie Improvisationstheater, da zahlreiche Entscheidungen in Bezug darauf, wie und was fotografiert wird, in Echtzeit getroffen werden müssen. Das kann den formalen Bildaufbau einschließen, denn der Fotograf bewegt sich um das Motiv herum, und jede Veränderung von Abstand und Raum beeinflusst die endgültige Form des Bildes. So gesehen ist das Foto eine Art performativer Raum. Der Performance des Fotografierens wohnt eine Choreografie zwischen Fotograf, Motiv und Umgebung inne.“
Auch beim Smartphone geht es um Darstellung und eine Performance als soziale Darstellung, um dazuzugehören und sich abzugrenzen. So hat sich die Technik und der Apparat geändert aber seine soziale Funktion eher nicht.
Die Menschen bleiben sich treu in ihrem sozialen Verhalten, nur die Apparate dafür ändern sich. Davon lebt die materielle Welt und es gefällt wie man bis heute sieht und fotografieren kann.
Geändert hat sich allerdings die Funktion der Kommunikation des Fotografierens, die erweitert wurde. Es ist eine neue Sprache entstanden, die visuelle Kommunikation, die jenseits des Sprechens und als Ergänzung des Sprechens genutzt wird. Und diese wird nun digital so flüchtig wie die gesprochene und nicht aufgezeichnete Sprache, weil sie technisch nun schon aus sich selbst löschenden Fotos und Videos bestehen kann.
So sind wir Kinder unserer Zeit. Was Walter Crane vor ca. 100 Jahren notierte und was ich hier notiere sind Zeugnisse der jeweiligen Technik und ihrer sozialen Folgen.
Besonders gut passen heute Smartphones und Passagen bzw. Einkaufspassagen für visuelle Kommunikation zusammen. Sie sind Mittel und Zweck und ein Gegenentwurf zum Online-Shopping so wie Yin und Yang als Elemente unserer materiellen Welt. Ich würde für das gestaltete Fotografieren in Passagen aber eher eine spezielle Digitalkamera nehmen, weil mir ein Smartphone nicht ausreicht.
So sind Passagen Wege und Passagiere Besucher, um mit digitaler Technik und sozialer Kommunikation unterwegs zu sein.
Der Weg ist das Ziel …