Die aktuelle Situation in der fotografischen Landschaft läßt sich aus meiner Sicht so zusammenfassen:
1. Fotos
„Die Smartphone-Generation macht ja Bilder nicht, um sie zu erhalten. Sie sind eher eine Art von Kommunikation, sie sollen etwas beschreiben. Anstatt zu schreiben oder zu sagen „hier fühle ich mich wohl“ oder „mein Essen schmeckt lecker“, schickt man ein Bild. Es ist nicht dazu da, irgendwo zu verbleiben, betrachtet oder ausgedruckt zu werden, sondern eher ein Impuls. Das Smartphone-Foto ist ein schnelles Medium, das nicht auf Publikation angelegt ist – und das wird es vermutlich auch bleiben.“
Diese Worte sprach Ditmar Schädel, der Vorsitzende der DGPH in einem Interview der Deutschen Welle.
Mir gefallen diese Worte, weil sie einen Rahmen und ein Unterscheidungsmerkmal für das Fotografieren enthalten. Denn Herr Schädel spricht davon, daß diese Fotos nicht auf „Publikation“ angelegt sind, also auf das bewußte Zeigen in einer großen Öffentlichkeit. Der Zweck ist der Wortersatz in einer Kommunikation.
2. Digitalkameras
„Sämtliche Digitalkameras sind wahre Preisvernichter: Selbst eine edle Leica M9 von 2009, Neupreis gut 5000 Euro, erzielt heute neuwertig gerade mal 3000 Euro. Die rasante technische Weiterentwicklung macht digitale Ware zum absoluten Anlage-No-Go.“
So schreibt Winfried Warnke im Fotomagazin 12/2016.
Digital bedeutet offenkundig nicht von Bestand.
Darüber läßt sich nun länger philosophieren.
3. Soziale Gebrauchsweisen
Heute zählt digital nur noch der soziale Wert eines Produktes. Neuheit ist die neue Sucht wurde einmal geschrieben. Das Neue erzielt Spitzenpreise. Aber das war bisher auch schon so. Wer einen Neuwagen kauft und vom Hof des Autohändlers fährt, hat sofort ca. 20 bis 30 Prozent Wertverlust.
Es ist das Gesetz der Konsumgesellschaft. Neu und/oder knapp macht teuer, wenn es einen Markt dafür gibt.
Der soziale Wert zählt, der sich aus den sozialen Gebrauchsweisen eines Produktes ergibt.
Heute machen soziale Werte wie Neuheit und Seltenheit die Höhe des Preises aus.
4. Fotografieren war noch nie so einfach und günstig
Das bedeutet aber im Umkehrschluß, daß man für gute Fotos keine neue Kamera braucht und zum Telefonieren kein neues Smartphone.
Insofern sind die neuen Unterscheidungsmerkmale, die uns dazu bringen, zur Unterscheidung von anderen etwas zu kaufen bzw. sich zu einer Gruppe zugehörig zu fühlen, wichtiger geworden.
Umgekehrt braucht man für gute Fotos keine neue Kamera mehr sondern kann auf eine fast unendliche Auswahl preiswerter Digitalkameras auf dem Gebrauchtwarenmarkt zurückgreifen.
Es gibt also materiell keine Ausrede mehr für schlechte Fotos.
5. Soziale Anerkennung spielt oft die entscheidende Rolle
Auch materiell arme Menschen können großartige Fotos machen, nur die soziale Anerkennung hängt von den sozialen Kreisen ab, in die man kommt.