Erst kamen die Kompaktkameras. Dann kamen die Handys mit Kameras. Dann kamen die Smartphones mit Apps dafür. Und dann kamen die Smartphones mit eingebautem Zoom.
Ist dies das Ende der Kompaktkamera?
Ganz im Gegenteil!
Es kommt wohl eher auf die Kompaktkamera an.
Wer ein Smartphone mit eingebauter Kamera haben will, der hat nun alle Möglichkeiten und viel Auswahl.
Aber das will sicherlich nicht jeder.
Vielmehr sind nun die Kompaktkameras so weit, daß sie einen fotografischen Wert als vollwertige Arbeitsprodukte haben.
Mit einer Lumix LX-5 oder einer Olympus XZ-1 oder mit einer Fuji X10/20 kann man richtig gut fotografieren – ganz anders und teilweise besser als mit einem Smartphone.
Diese Kameras werden überleben und uns noch viele Jahre glücklich machen.
Ein interessantes Beispiel hat Kris Phan beschrieben.
Er hat eigentlich alles.
Von der Leica M9 über die Canon 5D bis zur Olympus XZ-1.
Und wofür hat er sich entschieden?
Ich sehe das so.
Erst wurden die Kameras vom Analogen ins Digitale übersetzt. Dann wurden die manuellen Einstellungen durch automatische Einstellungen ersetzt und dann kam eine Gruppe von Kamerabenutzern nicht mehr vor.
Es waren diejenigen, die unkompliziert selbst eine Kamera einstellen wollten und dies alles in einem nicht zu großen Format. Aber eben mit einer „richtigen“ Kamera.
Genau hier setzten dann die Kamerahersteller an:
- Canon mit der Powershot G Reihe
- Panasonic mit der LX Reihe
- Olympus mit der XZ Reihe
- Fuji mit der X10/20 Reihe
Es sind Kameras mit Sucher und ohne Sucher.
Alle diese Kameras bieten nun für das tägliche Fotografieren richtig gute und viele Möglichkeiten.
Wer kreativ sein will, der kann es ebenso wie der, der eher Fotos automatisch machen lassen will.
Und Sie haben alle für mich einen Vorteil. Sie haben einen Sensor, der noch nicht zu groß ist.
Vor Jahren waren viele Fotografen unzufrieden, weil man mit den kleinen Sensoren nicht freistellen konnte und alles scharf von vorne bis hinten wurde.
Ich auch.
Das war aber altes Denken.
Der Sensor der Olympus XZ-10 ermöglicht z.B. mit dem 1/2,3 Zoll Sensor richtig gute Fotos, die von vorne bis hinten scharf sind.
Andere Kameras bis zu 1/1,7 Zoll Sensor ermöglichen bei hohen ISO um die 1600 eine noch etwas bessere Qualität, die aber schon so gut ist, daß man kaum noch weiß, wofür man dies alles braucht (zumindest ich nicht).
Wenn die Sensoren größer werden nimmt die Fähigkeit des Freistellens zu. Aber die Schärfentiefe ist eben nicht so gut wie bei einem kleinen Sensor.
Ein Beispiel dafür hat Helmut Römhilf für das Fotografieren beim Tanzen beschrieben: wenn ich mit einem großen Sensor und F2.8 auf 2 Meter scharfstelle habe ich 8 cm Schärfentiefe. Wenn ich mit einer Kompaktkamera und kleinem Sensor mit F2.8 auf 2 Meter scharfstelle habe ich 11,3 Meter Schärfentiefe.
Das wird schon bei den 1 Zoll Sensoren schwieriger. Auch diese haben ein anderes Aufnahmeverhalten, wenn man mehrere Bildebenen hat, die überlappen und eine davon im Vordergrund betont.
Aber das spricht nicht gegen die Kompaktkameras mit kleinerem Sensor, die so nicht freistellen, weil die ungewollte Freistellung, die gerade bei Mehrebenenfotos vorhanden ist, wieder andere Ergebnisse hervorbringt als eine klare Freistellung auf allen Ebenen.
Fotos, die von vorne bis hinten scharf sind, sind in vielen Bereichen viel besser nutzbar als umgekehrt.
Einmal unscharf ist nicht mehr änderbar.
Aber scharf zu unscharf ist auch hinterher immer machbar.
Wir leben im Zeitalter der Filtermix-Fotografie.
Das kann man jetzt zum Beispiel in der Streetphotography voll nutzen.
Für mich hat diese Art der Kompaktkamera mit kleinem Sensor und voller manueller Kontrolle und Objektiven mit hoher Lichtstärke eine Zukunft in einer ziemlich großen Nische.
Vielleicht ist dies ein indirekter Beleg dafür, daß die Möglichkeiten per Software hinterher freizustellen, aktuell sehr gefragt zu sein scheinen.
Warum sonst ist dies eine der neuen Haupteigenschaften für Fotografen im neuen Photohop CC 2014: “ In der aktuell vorgestellten Version 2014 bietet Adobe Photoshop CC zahlreiche Verbesserungen für Fotografen: So lassen sich Hauptmotive noch besser vom Hintergrund trennen, und es gibt erweiterte Möglichkeiten für gezielte Bewegungsunschärfen und Montage-Arrangements innerhalb einer Datei.“
Gute Kompaktkameras mit manuellen Möglichkeiten ermöglichen absolut kreatives Fotografieren in einer anderen Form als es ein Smartphone kann.
Sie ersetzen nicht jede Art der Fotografie.
Auch eine Ricoh GR oder eine Samsung NX1000 haben ihren Platz.
Und für spezielle Aufgaben, bei denen große und schwere Kameras wie DSLRs gewünscht sind mit riesigem Freistellungspotential, da bleiben sie eben in der Tasche. Aber nachdem sogar beim Alpenaufstieg die DSLR von der Nikon V1 abgelöst wurde, ändern sich auch dort die Maßstäbe.
Bleibt für mich nur noch eine Frage: Sucher oder Monitor.
Dazu finden sich einige Gedanken hier.
Statusergänzung 2015:
Es geht aber immer weiter. Wenn Sony die A5000 für 279 Euro mit gutem Objektiv anbietet, dann ist ein neuer Standard für Kompaktkameras mit großen Sensoren definiert. Denn die A5000 ist so klein wie eine gute Kompakte mit einem großen APS-C Sensor, der keine Vergleiche scheuen muß. Wenn die Kompaktkameras mit den kleinen Sensoren nun viel teurer werden, dann bin ich sehr gespannt, welche Sorte von Kameras das Rennen macht. Insbesondere weil die kleinen Sensoren ja in immer mehr Smartphones zu finden sind. So ändern sich die Zeiten durch die Handlungen der Kamerahersteller. Prognosen sind damit zeitbezogen.
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