Im Angesicht der Photokina und der vielen neuen Digitalkameras schrie vielfach der Geldbeutel vor Verzweiflung. Er war nämlich leer.
Ich beobachtete grob gesprochen drei Gruppen von Menschen, die sich deutlich herauskristallisierten:
- Gruppe 1 – Menschen, die eine D4 oder eine Leica M9 dabei hatten und diese auch überall zeigten
- Gruppe 2 – Menschen mit einer Panasonic/Leica DMC-L1/Digilux 3, einer DMC-LC1 oder eine Sony DSC-R1
- Gruppe 3 – Menschen, die mit dem Handy/Smartphone Fotos und Videos erstellten
Daneben gab es noch eine Gruppe, aber das glaubt mir kaum jemand. Die Gruppe der X10er. Ich war erstaunt wie viele Menschen, gerade auch fachkompetente Menschen, stolz mit der Fuji X10 anzutreffen waren. Diese Kamera kann ein Dauerbrenner werden und sie ist bezahlbar und gut. In dieser Gruppe stellt sich aktuell auch keiner die Frage, wann ein Nachfolger kommt, denn die Kamera hat alles, was man braucht. Und ob mehr bei einer X11 oder X20 besser würde?
Nun denn. Ich kam meistens ins Gespräch mit Menschen der Gruppe 2.
Dabei ging es immer wieder um folgende Gedanken:
- Die vorhandene Kamera mit 5, 6, 7 oder 8 Megapixel reicht völlig aus für gute Fotos.
- Das Handling über den Bildschirm bei neuen Kameras ist nicht besser geworden als der direkte Zugriff über Knöpfe
- Die Preise für die neuen Digitalkameras sind höher obwohl das Geld nicht mehr geworden ist (wir sprechen hier über Normalverbraucher)
Wir landeten immer an Punkten, die ähnlich oder deckungsgleich waren:
- Neuer ist oft nicht besser sondern nur eine andere Mode
- Haltbarkeit und Handling sind besser als immer wieder neu
- Das Ausklinken aus den Produktzyklen und Werbeaussagen der Kamerahersteller ist für die eigene fotografische Entwicklung meistens besser
- Da ich meistens mit Brillenträgern sprach, kam eine Kamera ohne Sucher fast nicht in Frage, nur als Notfall und/oder im Handy
Denn wenn wir uns anschauen, dass die Kameras vom letzten Jahr schon die „besten“ und „tollsten“ Geräte waren und heute die Kameras wieder noch besser sein sollen und wir schon vor drei Jahren zufrieden waren, dann gibt es da zunehmend nicht mehr auffüllbare Löcher.
Echte Innovationen wie die Fuji X100 und die Fuji X10 sind eigentlich in bezahlbaren Bereichen bis 500 oder bis 1000 Euro nicht sichtbar geworden.
Sicherlich kommt es auch auf den persönlichen Geschmack an. Aber die bisher produzierten Digitalkameras bieten als gebrauchte und gut erhaltene Exemplare genug Chancen, preiswert an eine gute Digitalkamera zu kommen.
Es muss eben nicht die neueste Generation sein. Eine Kamera, die vor Jahren auf den Markt kam und still und gut ihren Dienst verrichtet, ist ja nicht schlecht nur weil es neuere Modelle gibt.
Wenn man auf das Geld achten muss, dann gibt es preiswerte Alternativen:
- Es gibt neue Digitalkameras mit einem Zoom von 24 bis 300 für unter 100 Euro
- Es gibt gute digitale Spiegelreflexkameras mit Objektiv gebraucht und neu für unter 400 Euro
- Es gibt viele spiegellose Systemkameras mit Objektiv neu oder gebraucht für ca. 250/300 Euro
Wer das Thema Vollformat anpackt – eines der klassischen Themen auf der Photokina – der muss wissen, dass der Body das geringste finanzielle Problem ist. Hinzu kommen Objektive, die alle nicht preiswert sind.
Und wer ins Mittelformat geht, der kann eigentlich nur als Profi damit arbeiten, denn als Hobby ist dies wohl nur für Millionäre erschwinglich.
So macht die Photokina auch Relationen sichtbar und zeigt, dass man für gute Fotos nicht unbedingt neue Kameras benötigt.