Eines der berühmtesten Fotos von Henri Cartier-Bresson entstand 1932. Über das Foto und den entscheidenden Moment sind ganze Bibliotheken geschrieben worden.
Und dann erzählt Cartier-Bresson in einem Film, dass er einfach seine Kamera in einen Spalt zwischen zwei Bretter gehalten hat und abdrückte ohne was zu sehen.
Der Reporter fragte „Das war Glück?“
„Ja, es ist immer Glück. Du mußt aufmerksam sein“, war seine Antwort.
Cartier-Bresson hatte den Ort ausgesucht, nun beobachtete er das Geschehen.
Es gibt viele gute Fotos.
Davon sind dennoch nur wenige vermarktungsfähig, weil für die Verkaufsprodukte so viele nicht erforderlich sind. Bei Cartier-Bresson waren die verkaufsfähigen Fotos die Porträts der Prominenz und die Ereignisse, die sonst fast niemand so festhielt und die später Weltgeschichte schrieben. Diese Ereignisfotos wären im Zeitalter des Internets ebenfalls so kaum noch vermarktungsfähig. Präsenzfotos sind heute kostenlos digital verfügbar, Ausnahmen bestätigen dies nur.
Die eher zeitlosen Aufnahmen von Cartier-Bresson waren nicht entscheidend für seinen Erfolg – aber für unsere Wahrnehmung seiner Fotografie.
Das war vielleicht sogar gut, weil damit seine Art zu fotografieren eine Rolle spielte.
Nur die Sache mit dem Zufall, dem man eine Bühne bereitete, war so nicht offenkundig.
Wir können jeden Tag mit der Kamera unterwegs sein und auf Situationen warten, die spannend sind. Es sind Situationen, die aus der Beobachtung oder dem Ablauf heraus auf uns spannend oder interessant wirken.
Das ist dann die Streetfotografie.
Die Teilnahme an Ereignissen mit sozialer Bedeutung ermöglicht wieder andere Möglichkeiten.
Aber alles endet letztlich bei der Wahrnehmung der Wirklichkeit.
Und wenn wir die so sehen wie sie ist aus unserer jeweiligen Sicht, dann sind wir jenseits der Illusionen angekommen.
Dann zeigt die Aussenwelt die Abhängigkeiten und die Zustände, die zwischen Menschen, in Menschen und auf der Welt vorherrschen.
Und dann?
Dann sind wir gefordert darauf durch das eigene Leben zu antworten. Auch dabei kann uns die Fotografie helfen. Sie kann uns begleiten beim Festhalten und beim Reflektieren des Geschehenen.
Aber wir selbst müssen entscheiden, was wir tun.