Marode, morbide, mystisch, magisch – lost places. So ungefähr ist diese Art der Fotografie zu umschreiben. Der Autor des Buches Charlie Dombrow hat dazu selbst ein Video gemacht, das die Wahl der Orte zusammenfaßt:
Shooting Lost Places from Charlie Dombrow on Vimeo.
Aber um ehrlich zu sein, das Buch bietet unglaublich viel mehr als der Trailer vermuten läßt.
Das Buch ist ein Beispiel dafür wie man diese Orte und die gefundenen Motive fotografiert und wie toll Fotos mit digitalen Filtern werden.
Herr Dombrow zeigt in dem Buch aber noch mehr. Er zeigt, daß man für klasse Fotos nicht die neusten Kameras braucht sondern gute Kameras. Er selbst hat in dem Buch ca. 80 Prozent der Aufnahmen mit einer Nikon D5000 und dem 10-24 Objektiv gemacht. Mittelklasse-Digitalkameras reichen für Oberklasse-Fotografie.
Und es sind großartige Aufnahmen geworden mit einer guten Kamera.
Lost Places ist ein Wort aus der englischen Sprache. Übersetzt würde man eher verlorene Orte sagen. Aber in einer Zeit der gemischten Sprache als Ausdruck kreativer Darstellung ist dies viel zu nüchtern, zumal es dazu ein Buch gibt, das fotografisch viel ernster ist.
Aber weil in dem Buch hier das kreative Potential inspiriert werden soll, wird auch weiter mit Wörtern gespielt. Urban Explorer kommt von urbaner Exploration oder besser Stadterforschung, die Erforscher mit der Kamera selbst nennt er Urbexer, Fotografen sprechen ja heute immer von Locations und er spricht von lost Locations statt von Kulissen und verwandelt dies dann in Coolissen, weil das cool klingt und an coole Kulissen erinnert.
Es macht wirklich Spaß das Buch zu lesen und die vielen guten Fotografieren anzuschauen. Da dort auch die Kamera, die Brennweite und vieles mehr vermerkt sind, ist so gut wie alles in dem Buch eine Anleitung oder ein Beispiel, um selbst aktiv zu werden.
Und zwischendurch zeigt er auch wie ein wunderschönes spärlich bekleidetes Model an einem solchen Ort fotografiert werden kann.
Dies alles läßt die Sinne explodieren und erhöht die Bereitschaft, mit der Kamera solche Orte zu suchen.
Es gibt sie fast überall aber nicht alles ist sinnvoll.
Daher sind die Kapitel zum rechtssicheren Umgang mit diesen Orten, öffentlichem und privatem Gelände und dem Recht am eigenen Bild solide Eckpfeiler, um nicht der grenzenlosen Naivität digitaler Knipserei zu verfallen, die sich danach juristisch und strafrechtlich verprügeln lassen muß.
Der Franzis-Verlag hat hier ein wirklich gutes Buch publiziert und der Autor ein wirklich gutes Buch zusammen mit dem Verlag gemacht.
Und es ist auch jetzt noch, zwei Jahre nach Erscheinen, genauso gut wie damals…
Übrigens fangen Lost Places direkt nebenan an, wie man hier sehen kann:

Sogar bei der Telekom!