Früher war heute.
Heute war früher?
Das wurde mir bei einem Besuch im Deutschen Fotomuseum in Leipzig klar.
Was gab es nicht alles für Kameras in analogen Zeiten.
Was damals feinmechanische Wunderwerke waren, ist heute in digitaler Form optimiert zurückgekehrt.
Das einzig Beständige ist der Wandel. Leben heißt Veränderung.
Neue Modelle auf der Grundlage vorhandener Technik schaffen und andere Möglichkeiten oder Zugänge mit neuer Technik machen ist das, was uns heute zivilisatorisch bestimmt.
Das war mir für die Fotografie so nicht bewußt. Die vielen Modelle, die seit dem Beginn der Fotografie im Deutschen Fotomuseum zu finden sind, setzten meine eigene Lebenszeit mit Kameras und der Fotografie in ein Verhältnis zu den Jahrhunderten davor.
Man ist unterwegs, begleitet von Kameras und mit eigenen Ansprüchen an die Fotografie.
Heute ist das Fotografieren einfacher geworden und der visuelle Stift der Zeit.
Aber was heißt das?
Fotos sind wie Notizzettel, die nach ihrem Gebrauchswert genutzt und dann weggeworfen werden.
Nur weil etwas möglich ist, muß es ja nicht gemacht werden.
Nur weil ich alles fotografieren kann, muß ich nicht alles fotografieren.
Erst danach findet der bewußte Umgang mit der Fotografie und ihren Möglichkeiten statt, individuell und sozial.
So ist man mittendrin statt nur dabei.
Ich bin recht glücklich darüber, wie sich die Digitaltechnik entwickelt hat und dabei mittlerweile besser als die Analogtechnik ist. Es ist doch schon ein Segen, nicht mehr Filme diverser Empfindlichkeit mit einem fummeligen Filmrückholer zu wechseln oder lange in zappendüsteren Dunkelkammern auf die Fotoentwicklung warten zu müssen. Bildbearbeitung am PC mit Kaffee und Kekse find ich gemütlicher. 🙂
Nicht geändert haben sich die alten Regeln der Bildgestaltung. Gute Fotos müssen den Betrachter ansprechen, am besten noch was aussagen.
Die Fotografie ist heutzutage ein populäres Hobby für jedermann geworden. Leichter, aber leider nicht besser. Ich finde, unter der Flut der Fotos ist es schwer geworden, die wahren Schätze zu entdecken. Das ist es, was ich nicht so gut finde.
Gut Licht und Gruß Volker Lange
Wenn man eine Digitalkamera perfekt bedienen kann, ist das kein Indiz dafür, dass man gute Fotos macht.
Ich kenne jede einzelne Note auf dem Klavier und kann sagen was die parallele Molltonleiter von C-Dur ist. Leider kann ich bis heute kein einziges Musikstück bis zum Ende spielen.
Die digitale Fotografie verleitet dazu schludrig zu werden. Fotos werden nur noch für die Kamera gemacht.
Die Verkaufszahlen von Fotobüchern gehen ständig zurück. Ich bin froh, dass ich noch so viele alte Fotoalben zu Hause habe.
Ich hätte niemals gedacht, dass die digitale Fotografie solch gute Ergebnisse bringt, hätte man mich damals 2003 gefragt.
Wir sollten alle unsere Fotos mehr ausdrucken und präsentieren.