Durch aktives Tun entstehen sie und durch Teilnahme verbreiten sie sich. Die Rede ist von digitalen Daten. Die digitale Welt ist eine Welt voller Programme, die Vorgänge protokollieren, Vorgänge umsetzen und Vorgänge sichern. Zu diesen Vorgängen gehört auch das Fotografieren. Wenn ich ein Foto mache und es hochlade auf eine Webseite, dann entstehen viele Daten. Es sind Daten von der Entstehung des Fotos, über die Verarbeitung des Fotos bis zur Anmeldung bei meinem Provider, der Verbindung mit der Online-Anwendung, dem Hochladen und vieles mehr.
Dies alles geschieht im Hintergrund und ist doch irgendwo gepeichert. Wenn man nun zwischen Bewegungs- und Bestandsdaten (oder Stammdaten) unterscheidet, dann wird schon klar, dass Daten oft auch nur einen technischen Steuerungscharakter haben.
Wenn ich also in der digitalen Welt mitmachen will, muss ich diese Voraussetzungen meines Tuns akzeptieren.
Das hört sich sehr theoretisch an, ist aber sehr praktisch. Denn hier ist die Stelle in meinem Denken, die den weiteren Gang der digitalen Daten steuert.
Smartphones
Wer mit einem Smartphone arbeitet, dem wird früher oder später bewusst, wie viele Daten durch seine Aktivität entstehen und bei wie vielen Anwendungen er Einwilligungen geben muss, damit er das tun kann, was ihm/ihr gefällt.
Es ist ein Kontrollverlust, weil man einfach nicht mehr überblicken kann, wer mit wem was austauscht. Ich kann nur in einem Strom andauernd entstehender Daten darauf achten, was über mich und meine Themen gerade online sichtbar und auffindbar ist. Darauf kann ich reagieren oder auch nicht. Das ist die neue Arbeitsweise im Land der digitalen Möglichkeiten.
Datenschutz ist heute also anders geworden als noch vor einigen Jahren.
Fotografisch findet Fotografie durch Sichtbarkeit statt. Die Sichtbarkeit ist die Voraussetzung für die Nutzung von Fotos. Online sichtbare Fotos sind aber weltweit verfügbar.
Die einen reagieren darauf mit Minifotos, weil sie vom Verkauf ihrer Fotos leben, die anderen setzen überall Fotos im Alltag als neue nonverbale Bildersprache ein.
Die Falle
Eine Falle lauert im Urheberrecht. Das habe ich auf der Photokina gesehen. Dort gab es Ausstellungen, unter anderem die grosse Leica-Ausstellung. Die dort ausgestellten Fotos sind offenkundig alle urheberrechtlich geschützt. Diese wurden vielfach eins zu eins abfotografiert und per Smartphone oder PC online gesetzt.
Nach deutschem Urheberecht ist dies eigentlich eine unerlaubte Nutzung. In anderen Ländern sieht man das anders. Wenn nun einer der Fotografen herausfindet, zum Beispiel durch eine spezielle Online-Suchsoftware, wo seine Fotos zu sehen sind, und es läßt sich herausfinden, wer es online gesetzt hat und er unterliegt dem deutschen Urheberrecht, dann kann man Geld für die unerlaubte Nutzung fordern. Dass dies keine theoretische Diskussion ist, zeigt aktuell diese Meldung.
So bedeutet digitale Globalisierung, dass zwei Menschen mit zwei Smartphones zur gleichen Zeit am gleichen Ort das gleiche Bild aufnehmen und online setzen und der eine verstösst gegen Gesetze und der andere nicht.
Und damit sind wir wieder in unserem Kopf, bei unserem Denken, angelangt.
Kontrollverlust bedeutet daher auch Selbstkontrolle zum Schutz vor digitalen Fallen. Das sind die zwei Seiten, die es zu beachten gilt.
Einerseits muss ich akzeptieren, dass die Teilnahme an der digitalen Welt einen Kontrollverlust über viele Daten mit sich bringt, andererseits ist eine Selbstkontrolle meines fotografischen Handelns Voraussetzung für das Vermeiden von Problemen durch Kontrollverlust.
Dies alles spielt sich als Voraussetzung und Folge von Handeln im Kopf ab. Und das ist wie mit guten Fotos. Die entstehen nämlich auch im Kopf.
Deshalb spielt das Denken im Zeitalter der Online-Fotografie eine wesentliche Rolle. Man darf es also nicht abgeben sondern muss es sorgfältig einsetzen.
Viel Erfolg!