Blur – der Unschärfeverlauf im Foto – war lange Zeit entweder Versehen oder Kunstform. Ich habe noch gelernt, daß Dokumentarfotos scharf sein müssen und detailliert etwas zeigen sollen. Unschärfeverlauf diente dem Freistellen vom Vordergrund vor dem Hintergrund und der Betonung.
In The Rise of the Blur wird jetzt darauf hingewiesen, daß Blur andersrum zunehmend die fotojournalistische Praxis auch in der politische Fotografie und bei Fotoreportern bestimmt.
Dabei geht man umgekehrt vor und gestaltet den Vordergrund unscharf und das Zeigeelement scharf. Auf nerdcore wird das so beschrieben: „Eine total-sichtbare, globalisierte, hyperaktive und gleichzeitig unsichere Welt, bebildert in unscharfen, nebulösen, ungreifbaren Fotografien und die Bildredaktionen der Medien als Seismograph für die emotionale Verfasstheit der Menschen darin.“
Und so ändert sich auch der fotografische Zeitgeist. Was früher dominant war ist heute redundant.