Ich halte das Sigma 30mm F1.4 für ein Objektiv, das für Künstler der Fotografie gemacht worden ist.
Ich habe mir vor vielen Jahren das Objektiv für Canon gekauft und nutze es bis heute zusammen mit der EOS 400D. Es erzeugt wunderbare Fotos. Dann kaufte ich mir das Objektiv für die Nikon D90 und die Nikon D3100. Es erzeugt wunderbare Fotos. Und dann gelang es mir, das Objektiv gebraucht noch für meine Lumix DMC-L1 mit Four Thirds Anschluss zu kaufen. Es macht wunderbare Fotos.
Aber es ist eine Künsterlinse. Man muss damit umgehen können.
Es gibt ein Zauberwort das heisst Schärfentiefe = Depth of Field. Es geht einfach gesagt darum von wo bis wo auf einem Foto etwas scharf ist. Das ist bei Künstlerobjektiven nicht so einfach. Aber man kann es ausrechnen oder bequem ausrechnen lassen.
Wenn ich mit der Panasonic Lumix DMC-L1 und dem Sigma 30mm F1.4 fotografiere mit Blende F1.4, dann sieht es laut DOFmaster so aus:
- Entfernung zum Motiv 50 cm ergibt mit Blende F1.4 einen Schärfentiefebereich von 1,11 cm
- Entfernung zum Motiv 100 cm ergibt mit Blende F1.4 einen Schärfentiefebereich von 4,58 cm
- Entfernung zum Motiv 200 cm ergibt mit Blende F1.4 einen Schärfentiefebereich von 18,6 cm
- Entfernung zum Motiv 300 cm ergibt mit Blende F1,4 einen Schärfentiefebereich von 42,2 cm
- Entfernung zum Motiv 400 cm ergibt mit Blende F1,4 einen Schärfentiefebereich von 75,5 cm, 34,2 cm vor dem Motiv und 41,3 cm hinter dem Motiv, von ca. 3,65 m bis 4,41 m
Wenn ich mit der EOS 400D und dem Sigma 30mm F1.4 fotografiere mit Blende F1.4, dann sieht es laut DOFmaster so aus:
- Entfernung zum Motiv 50 cm ergibt mit Blende F1.4 einen Schärfentiefebereich von 1,4 cm
- Entfernung zum Motiv 100 cm ergibt mit Blende F1.4 einen Schärfentiefebereich von 5,8 cm
- Entfernung zum Motiv 200 cm ergibt mit Blende F1.4 einen Schärfentiefebereich von 23,6 cm
- Entfernung zum Motiv 300 cm ergibt mit Blende F1.4 einen Schärfentiefebereich von 53,6 cm
- Entfernung zum Motiv 400 cm ergibt mit Blende F1.4 einen Schärfentiefebereich von 96,2 cm, 42,4 cm vor dem Motiv und 53,8 cm hinter dem Motiv, von 3,57 m bis 4,53 m
Wenn man also mit der lichtstarken Blende F1.4 fotografieren will, dann ist der Bereich der Schärfentiefe bis 3 Meter Abstand vom Motiv so klein, dass man sehr schnell unscharfe Fotos erhält.
Das liegt meistens an denen hinter der Kamera, wobei diese meistens die Schuld auf das Objektiv schieben.
Die Kunst besteht eben darin, dieses Objektiv mit seinen lichtstarken Fähigkeiten so zu nutzen, dass es im Hintergrund ein schönes Bokeh gibt und das Motiv frei und scharf zu sehen ist.
Ein Beispiel dafür sehen Sie hier.
Es sollte auch genau so sein, dass die beiden Personen im Hintergrund noch abnehmend erkennbar sind und das Bokeh schön cremig dann immer weiter in der Perspektive schmilzt.
Denn das Faszinierende an diesem Objektiv ist das wunderschöne Bokeh, welches damit gezaubert werden kann.
Nicht umsonst und völlig zurecht formuliert man bei Sigma: „Unverzichtbar in der Available Light Fotografie.“
Das Objektiv hat was.
Allerdings kann man heute die Unschärfe auch nach dem Fotografieren in ein Foto mit digitalen Filtern bringen. So ist die Gestaltung mit einem solchen Objektiv wie dem Sigma 30mm eine Angelegenheit, die Sachverstand, gestalterische Kompetenz und Entscheidungskraft im richtigen Moment voraussetzt.
Das ist eher nicht so weit verbreitet.
Kunst kommt von Können und nicht von Kaufen.
Wenn man also mit diesem Künstlerobjektiv arbeiten will, dann muss man sich klarmachen, was man in seinen Händen hält und wie damit das Licht eingefangen und geformt werden kann.
Aktuell wird das Objektiv für knapp 300 Euro angeboten.
Das ist im Verhältnis zu früher sehr preiswert.
Vielleicht die letzte Gelegenheit, diesen „Pinsel“ für das Malen mit dem Licht zu erhalten.
Sollten Sie also ein solches Objektiv einmal in ihren Händen halten, dann wundern Sie sich nicht, dass es etwas gewichtig ist, es hat auch fotografisches Gewicht, wenn man damit umgehen kann.
Ich möchte noch einen Satz von timmermann.tv zitieren für alle, die nicht genau wissen, worin der Unterschied zwischen Schärfentiefe und Tiefenschärfe liegt: „Da es um die Tiefenausdehnung der Schärfe geht, ist „Schärfentiefe“ der richtige Ausdruck. Die Eigenschaft wird als zweites genannt – wenn es um die Dicke einer Wurstscheibe geht, nennt man dies ja auch Scheibendicke und nicht Dickenscheibe.“
Wenn Sie noch mehr wissen wollen, dann finden Sie hier weiterführende Informationen.
In diesem Sinne