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20/01/201314/04/2015

Mit schlechten Fotos Geld verdienen

Geht das? Aber ja doch!

Gestern warf ich per Zufall einen Blick in die Bunte Nr. 3/2013. Dabei schaute ich auf die Fotos und sah eine Mischung aus Studioaufnahmen, die aus Menschen geformte Schönheit machten und echten Schnappschüssen mit allen Unwägbarkeiten wie das Foto von Rösler auf dem FDP-Ball und ich sah Aufnahmen, die mir fotografisch den Atem verschlugen. Da wuchs David Mcallister doch ein Kronleuchter aus dem Kopf auf dem Foto im Gästehaus der niedersächsichen Landesregierung. Das kommt davon, wenn man nicht mit Bokeh und Liebe an den Fotos arbeitet, dachte ich so bei mir.

Und so öffnete sich mein Bewusstsein für die Frage, wie denn die anderen Fotos aussehen.

So bin ich der Zeitschrift Bunte ganz dankbar dafür, dass sie mir in die Hände fiel. Und ich  möchte diesen Artikel auch nicht als Affront gegen die Bunte verstanden wissen. Vielmehr war die Zeitschrift der Schlüssel, der mir die Tür zur real existierenden verkaufsfähigen Fotografie öffnete für diesen Bereich.

Aber ich konnte damit eine fotografische Tatsache zur Kenntnis nehmen: man kann mit schlechten Fotos gutes Geld verdienen.

Was bedeutet das für Promi-Schnappschüsse?

Porträts mit kürzerer Brennweite ohne Blitz und vom Fotografen mit Bokeh gestaltet gibt es eigentlich nicht mehr. Das war die Zeit von Cartier-Bresson oder im Nicht-Promibereich von Menschen wie mir heute. Ich bin also out.

In ist heute die Freistellung mit dem Tele von „weiter weg“. Das sieht dann bei Glamour ganz gut aus. Ansonsten ist vor allem das Anblitzen und alles scharf von vorne bis hinten zu sehen.

So hat sich der Geschmack gewandelt. Man geht heute zum Schiessen und Blitzen und nicht zum gestalteten Fotografieren. Form ist egal – nur Funktion, also abgebildet, zählt.

So sind visuell „schlechte“ Fotos gute Fotos zum Geldverdienen. Hauptsache man hat das Gesicht scharf, auch wenn drumherum alles fragwürdig ist.

Arbeiten mit natürlichem Licht, Gestaltung von Vordergrund und Hintergrund, schöne Unschärfe, das Hervorheben einer Person in ihrer natürlichen Ausstrahlung – alles das spielt keine Rolle für ein Foto, mit dem man Geld verdienen kann.

Um das Ganze gedanklich etwas zu differenzieren, habe ich dann noch zwischen Schnappschüssen und Aufnahmen, die man in Ruhe gestalten konnte, unterschieden.

Aber es gab eigentlich keine Unterschiede bei den Fotos, die ich gesehen habe. Ich spreche dabei von den bei Print und online publizierten Aufnahmen.

So ist alles einem beständigen Wandel unterworfen. Was heute schlecht ist, kann morgen gut sein und was heute gut ist, kann morgen schlecht sein. Fotografie ist im Verkaufsbereich eben so wandelbar wie die Mode. Der Trend macht die Fotos und die Fotos machen den Trend. Da kommt man nicht raus.

Und schlecht ist eben relativ. Zum Geldverdienen sind meine Fotos schlecht und die angeblitzten Fotos gut.

Das hat man nun davon, dass man sich mit Henri Cartier-Bresson beschäftigt hat …

 

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