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22/10/201204/05/2015

Herbstgedanken oder Schwarmintelligenz als Massenphänomen in der Fotografie

Schwärmen und Schwarm haben etwas gemeinsam. Aber sie sind doch verschieden. Schwarm und Masse gehören auch zusammen, weil die Masse die Voraussetzung für einen Schwarm ist. Und Masse ist ein wesentliches Kennzeichen unserer Zeit. Und das hat sehr viel mit Fotografie zu tun.

Auf der diesjährigen Photokina wurde z.B. in einer Halle eine neue Plattform vorgestellt. Eigentlich war es eine alte Plattform, die einen neuen Namen erhielt. Sie heisst jetzt Fotoschwarm.de. Das ist nur ein Beispiel. Von daher möchte ich dieses Thema nun etwas vertiefen. Beginnen möchte ich mit einer Frage.

Was ist Schwarmintelligenz?

Lydia Pintscher hat in einem Skript, welches über google zu finden ist, dies folgendermassen definiert: „Intelligenz zeigt sich hier nicht, wie im üblichen Intelligenzbegriff beim Menschen, als Fähigkeit Fakten und Zusammenhänge zu verstehen, neues Wissen zu erwerben und dieses zur Lösung von Problemen zu nutzen. Vielmehr beschreibt Intelligenz hier die Fähigkeit ein Gruppengedächtnis aufzubauen und Probleme in einer Gruppe zu lösen, indem jedes Mitglied einen Teil dazu beiträgt. Im Gegensatz zum Menschen ist hier die Zusammenarbeit in der Gruppe zum Erreichen des Ziels von essentieller Bedeutung.“

Das gab es immer schon, nur wurde es früher anders genannt.

Und es war auch immer Anlaß für Missbrauch, wenn in Diktaturen nach dem Motto vorgegangen wurde „Du bist nichts, dein Volk ist alles.“

Insofern ist dieses Phänomen bei menschlichen Gesellschaften nicht wertfrei zu sehen sondern es kann eine Chance sein oder ein Manipulationsinstrument.

In der Natur ist es einfacher wie die Vögelflüge zeigen. Als Thema ist es wieder aktuell seitdem die Welt langsam eine einzigartige Vermassung durch immer mehr Menschen erlebt.

Seit Jose Ortega y Gasset auf die Vermassung hingewiesen hat ist ein Jahrhundert vergangen. Nun hat Adolf Muschg noch einmal in seiner Art darauf hingewiesen: “Die Erde kann vielleicht zehn Milliarden sehende Bürger tragen und ernähren; zehn Milliarden verblendete Verbraucher nicht.”

So leben wir im Zeitalter der absoluten Vermassung und sollten uns auch klar sein, warum manche Entwicklungen daher nicht mehr individuell sondern nur noch kollektiv zu verstehen sind.

Eine tiefere Erklärung liefert der nachfolgende Film

Das gilt dann auch für die Fotografie. Fotografische Trends und fotografische Themen und auch Fotokunst folgen zunehmend diesem Trend, der sich durch den ununterbrochenen Wandel auszeichnet. Der Schwarm ist ja auch ein absolut dynamisches Phänomen. Er ist durch Ruhe nicht vorstellbar. Sein Potential liegt in der Bewegung, die etwas macht und weiterzieht.

Fotografisch sind Antworten daraus sich verändernde Fotowebseiten und verändernde Angebote zum Mitmachen. Aber es gibt dabei ein Problem. Da der Schwarm zutiefst dynamisch ist, ist das Mitmachen schon ein Zeichen dafür, dass es weitergeht bis es endet weil etwas Neues kommt. Man weiß nur noch nicht was.

Darum ist das Ausschwärmen, um den nächsten Schwarm zum Mitmachen zu finden, ein beliebtes Phänomen geworden. Und wer den richtigen Schwarm gefunden hat und wer in diesem Schwarm mitmacht, der kommt dann auch ins Schwärmen.

Wenn wir dies nun auf social networks, auf Marketingaktivitäten und auf die „Logik“ von Bewertungen übertragen, dann wird klar, wie heute z.T. gemessen und gedacht wird. Und damit bin ich wieder beim Hinweis von Lydia Pintscher.

Denn der Mensch ist mehr als ein Schwarm und die menschliche Intelligenz ermöglicht den Weg in ein individuelles Leben jenseits des Schwarms.

Das ist in meinen Augen übrigens die einzige Chance, die der Mensch hat, wenn er frei sein will oder in bezug auf die Fotografie, wenn er seine eigene fotografische Entwicklung fördern will.

In diesem Sinne

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