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12/08/201613/08/2016

Der Zufall als Motiv in der Komposition – Fineart Streetfotografie – die drei besten Fotos

Wenn ich nur drei Fotos aussuchen dürfte, um Fineart-Streetfotografie aus dem echten Leben zu zeigen, dann wären es die folgenden drei Fotografien:

1. Foto – Harmonie

Es war dieser Moment. Ich blickte auf das Kind, das mit dem Rücken zum Fenster saß und die ganze Harmonie dieses Streetfestivals symbolisierte. Und dann waren da noch die Erwachsenen im Hintergrund, die die Stimmung insgesamt und die Mischung zeigten. Sie zeigen auch, daß es sich um ein Fest für Groß und Klein handelt und um ein Miteinander geht. So konnte ich alle Kriterien der Fineart-Streetfotografie erfüllen. Aber es waren nur knapp zehn Sekunden. Das Regenrohr unterteilt das Foto und zeigt die thematische Abgrenzung von Erwachsenen und Kindern, die beide dort zu finden sind. Zugleich zeigt sich, daß die Kinder im Rahmen dieses Streetfestivals geschützt sind. Denn das Fenster symbolisiert Schutz und das souveräne Anlehnen des Kindes an die Fensterscheibe symbolisiert Sicherheit. Alles fand im öffentlichen Raum statt und zeigt die Entfaltungsmöglichkeiten.

Foto: M. Mahlke
Foto: M. Mahlke

2. Foto – Partnerlook

Ich blickte zum Tiger. Plötzlich stand sie vor mir und ich sah die Frisur. Erst war es ein Blick auf die Haare und dann sah ich die farbliche Identität zwischen dem Fell und der Maserung des Tigers und den Haaren und ihrer Färbung. Einfach abdrücken. Das ging nur, weil ich die Kamera in der Hand hatte, denn fünf Sekunden danach war sie schon wieder verschwunden. Das Foto ist für mich Kunst pur. Denn es ist zeitlos und zugleich voller natürlicher gestalterischer Kraft. Es könnte ebenso als Gemälde durchgehen. Es ist ein Meer aus Form und Farbe, wobei alles vorübergehend ist, ein ungestellter Moment. Es drückt die Visualität des Lebens aus und zugleich Weiblichkeit und Männlichkeit, die veschmelzen vor dem grünen Hintergrund. Das einzige von Menschen gestaltete sind die Haarklammern, die dem Ganzen einen ordnenden Eindruck geben aber eben nicht dominieren sondern eher verloren wirken.

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

3. Foto – Lichtspiele

Bei diesem Foto habe ich mir etwas mehr Zeit gelassen. Ich war fasziniert von dem Lichtspiel im Einkaufszentrum. Dort war gerade eine große Ausstellung mit menschlichen Körperorganen. So wählte ich den Ausschnitt, bei dem unbedingt die Decke und die lichtdurchflutete Fassade zu sehen sein sollten. Dann waren da diese Schatten. Wenn man genau hinschaut sieht man sogar rechts eine Säule vor der sich eine junge Frau im Spiegel anschaut und ich blicke ihr mit Kamera über die Schulter (eigentlich war ich zuerst da und dann stellte Sie sich davor). Aber das war nicht entscheidend. Entscheidend war der Moment als von links die drei jungen Frauen mit ihren großen Shopping-Taschen kamen. Sie spielten perfekt in diesem Spiel von Licht und Schatten mit.

Aber das Foto hat noch mehr zu bieten und ist für mich ein modernes Gemälde, weil hier gestalterische Elemente und Wirklichkeit zusammenfließen. Betrachten Sie einmal die jungen Frauen. Sie dominieren das Foto im Vordergrund. Die drei jungen Frauen von links sind mit ihren Taschen unterwegs. Sie sind auf „Beutefang“ aber natürlich geht es dabei auch um Sexualität. Und die beiden Teenies rechts vor dem Spiegel kontrollieren ebenfalls ihr Aussehen, um zu gefallen. Das Ganze ist dadurch ein großartiges Beispiel für emanzipierte Frauen in unserer Gesellschaft und zugleich ein Beispiel für selbstbestimmtes Verhalten im öffentlichen Raum. Dies ist aber nur eine Geschichte. Die andere Geschichte ist der Aufbau des Bildes und sind die Geschichten, die sich aus diesem Moment ergeben. Für mich persönlich ist auch die Hyperebene faszinierend. Man sieht mich im Foto wie ich außerhalb des Fotos stehe, um die Geschichte mit den Frauen zu erzählen, das Gemälde zu malen mit den Rahmen und Schatten und das Gesamte in ein Bild zu bringen. Und es ist insgesamt ein Spiegel der Wirklichkeit, der sich in dem Spiegel mit der Spiegelung manifestiert. Sie merken, ich bin von dem Foto bzw. digitalen Gemälde ganz begeistert, zumal es in seiner digitalen Form jede Art der Gestaltung zuläßt.

Foto: M. Mahlke
Foto: M. Mahlke

Diese drei Fotos sind mehr als Streetfotografie. Sie sind aus meiner Sicht im Sinne der Fineart-Streetfotografie „perfekte“ Momente, weil sie alle Kriterien erfüllen und zugleich völlig ungeplant sind, zudem ungestellt und ohne Blitz.

Es mag actionreichere Fotos von mir geben und Fotos, die mehr „beissen“, wenn man auf sie blickt. Aber ich habe mir nun einmal auferlegt, nur drei auszuwählen und deshalb sind dies meine besten aber nicht „bissigsten“ fotografischen Momente.

Sie unterliegen mehr dem Motto Der Zufall als Motiv in der Komposition.

Alle drei Fotos sind hier natürlich für das Web optimiert und könnten gedruckt ganz anders gestaltet werden. Aber digital ist es so ok. Es sind Fotos mit Farbe, die schwarzweisse Ausgabe hätte andere Betonungen. Da es sich um digitale Vorlagen handelt, könnte die Betonung auch noch anders ausfallen. Aber aktuell habe ich mich so dafür entschieden, im Druck würde manches anders aussehen als hier, weil ich hier sogar etwas HDR eingebaut habe, da die Fotos auf jedem Computermonitor anders aussehen, nur die Grundstruktur der Kontraste und Farben bleibt bestehen.

So ist digitale originale Streetfotografie vor allem inhaltlich ungeplant und ungestellt aber geometrisch und digital bewußt persönlich gestaltet, um die Inhalte aus dem eigenen Blickwinkel im rechten Licht zu zeigen!

 

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