Wie eine Tagebuchaufzeichnung
Ich bin fotografisch in der Gegenwart angekommen.
Als Historiker habe ich immer versucht, Geschehen aufzuschreiben und Geschichte zu schreiben. Erst mit Texten und dann mit Fotos. Jetzt habe ich das Gefühl regional und sozial das aufgezeichnet zu haben, was ich aufzeichnen konnte, mit meinen Büchern und mit Webseiten.
Als Sozialwissenschaftler habe ich versucht, die sozialen Gebrauchsweisen der Fotografie in der Gegenwart zu finden bei vielen sozialen Themen, von den Reichen und Armen, den Mächtigen und den Ohnmächtigen, den Deutschen und den Nichtdeutschen und im Web national vs. international.
Dabei entstanden Projekte wie bergischer.bildermonat.de nach dem Motto lokal ist international.
Sammelbecken für alles ist fotomonat mit artlens, streetlens und frontlens.
Seitdem ich weiß, daß diese auch national und international archiviert wurden und zugänglich sind, ist für mich an dieser Stelle alles ok.
Meine Ansätze waren durchgängig unabhängig, aus der Lebenspraxis und so individuell wie ich selbst.
So entwickelte sich offenbar über ein Jahrzehnt mein Weg.
„Weg“ stimmt, weil ich immer weitergehen mußte auf dem Boden von digitaler Technik und deren Anwendung in sozialen Zusammenhängen, aber kaum jemals sah, was nach der Kurve kommt.
Nun habe ich der Gesellschaft die Gedanken und Erinnerungen überlassen, die offenkundig nur ich so dokumentiert habe.
Jetzt bin ich aus diesen sozialen Rollen raus, stehe auf dem Weg und blicke in die Ferne.
Ich bin auf dem Weg, weg von den Themen und ich bin ganz bei mir.
Hier zu sein bedeutet nun weiterzugehen ohne den Ballast, das Vergangene und Vergessene noch aufschreiben und dokumentieren zu müssen.
Willkommen in der Gegenwart!
2009 habe ich ein Video erstellt, das meinen Blick auf mein Leben und meine Lebensphilosopie zeigt. Das Erstellen des Videos war schon ein Stück meines Weges zurück und nach vorn, um zu verstehen, wo ich eigentlich bin.
Sieben Jahre später schreibe ich diesen Artikel.
Für mich gilt hier das Bild, das der Historiker Michael Freund einmal gebraucht hat: „Ich stehe mit einem Eimer am Ozean des Wissens.“
Wer in mehreren Sprachen gegoogelt hat, der weiß wie groß die Welt ist und wie viel veröffentlicht wurde:
- Man ist beschränkt durch die eigene Sprache,
- das, was Suchmaschinen listen und
- was man auf Webseiten selbst durch Verlinkungen findet und
- das Auffinden von Zusammenhängen.
- Ich schreibe zudem nur über Dinge, von denen ich was verstehe.
Das sind alles Beschränkungen oder umgekehrt die dauernde Begegnung mit dem Zufall, der irgendwann vertrauter ist und auf den ich mehr vertraue als auf das Geplante.
Weltweit interessant werden nur Dinge, die irgendwann auf Englisch verfügbar sind.
Daher sollte man sich nicht so wichtig nehmen sondern die Grenzen und den Horizont sehen – aber auch, daß die anderen auch nur mit Wasser kochen und nach meinen Maßstäben meistens nicht besser sind oder mehr bieten (auch nicht auf Englisch).
So gesehen ist das hier ein schöner Garten der Fotografie mit dem Schwerpunkt wie man lebt und wie die Welt so ist (und ißt bei travigal + supertipp).
Wenn man die Gelegenheit bekommt, so über sich und die Welt nachzudenken und Eigenes so wiederzusehen, dann ist dies in meinen Augen etwas Besonderes.
- Ich empfinde immer noch existenziell
- Ich wandere gern und mache ausgedehnte Spaziergänge
- Ich liebe es zu lesen, in letzter Zeit mehr Fotos mit Texten
- Ich mag eine gute Kaffeehausatmosphäre und
- Ich fand die Welt früher nicht so schlecht, daß ich heute alles neu haben muß
Deshalb ist auch fotomonat so:
- Fotomonat ist die Anwendung der Technik im eigenen Leben
- Fotomonat ist Lebensart und Lebensphilosophie
- Fotomonat stellt die Fragen, die nach dem Kamerakauf und dem Ausprobieren auftauchen
In diesem Sinne freue ich mich noch auf viele Monate voller Fotos.