Die größte Kunst besteht darin den Alltag zur Kunst zu machen. So sehe zumindest ich es. Und mit dem Buch von Fabienne Eggelhöfer und Monica Lutz über Schaufenster von Friseursalons gelingt dies ganz meisterhaft.
Es ist ein Buch ohne Text.
Oder doch.
Die Fotos sind die Texte, denn sie enthalten neben Werbung für den jeweiligen Friseursalon den ungeschminkten Anblick von außen.
Ich finde solche Fotos, die uns das zeigen, was wir ja auch selbst sehen, so wunderbar ergiebig. Denn sie zeigen Wirklichkeit und Wunsch, Realität und Traum, Darstellung und Dasein um uns herum.
Auf der Verlagsseite kann man sich direkt Teile des Buches anschauen.
Die Faszination liegt vielleicht in der Kombination zwischen der realen Ladengestaltung und der total gestalteten Werbung.
Es ist alles zu sehen bis zum Hundesalon und jede Art kultureller Prägung zeigt sich schon in der Darstellung des jeweiligen Schaufensters.
So ist dieses Buch genau die gelebte Realität, die ich so mag. Aber sie lebt auch erheblich von der Serie. Wenn es nur ein Foto wäre, dann wäre die Aussagekraft sehr begrenzt und viel Text wäre erforderlich, um das Schaufenster und den Laden zu verstehen.
Durch die Serie entsteht etwas Neues. Es entsteht der Vergleich durch die dargestellte Vielfalt.
Und das ist in diesem Fall das Geheimnis des Erfolges. Die Fotos selbst sind nicht geometrisch gestaltet und haben keine erkennbaren Gestaltungsprinzipien.
Sie sind reine Abbilder ohne eingebaute Linienführung. Aber die Serie macht die Linie, die neugierig auf die nächste Seite macht.
Und so ist dabei ein Buch herausgekommen, das uns viel über Wunsch und Wirklichkeit beim Friseur und dem Salon zeigt.
Die Schaufenster beim Friseur sind schon einen Blick wert und in dieser Fülle besonders sozial dokumentarisch.
Bemerkenswerterweise handelt es sich um die Fenster in der Provinz und nicht die Fenster der Promis. Das gibt dem Ganzen den Bezug zum eigenen Leben.
Das Buch ist in der Edition Patrick Frey erschienen.
ISBN: 978-3-905929-92-8