Wer konnte hatte eine Leica um den Hals oder über der Schulter. Das war mein Eindruck auf der Photokina 2010. Damals war die Fuji X100 nur als Modell zu sehen.
Und 2012 hing bei den meisten entweder eine Fuji X10 oder eine Nikon 1 am Hals.
2014 war diese seltsame Mischung aus der Rückkehr der dicken DSLRs am Hals und den Smartphone´s daneben.
Und 2016 empfinde ich es anders.
Fast jeder hat ein Smartphone dabei und ist damit Teil der digitalen Fotogemeinde. Aber was er damit und danach damit machen will unterscheidet sich sehr.
Das wurde mir auf der Pressekonferenz von CeWe sehr klar. Egal ob mit Smartphone oder mit alleiniger Digitalkamera. Wer etwas aus seinen Fotos außerhalb des Monitors machen will, braucht Drucktechnologie, Fotopapier, Fotobücher etc.
Und hier kommt eben CeWe ins Spiel, so wie andere Anbieter auch, z.B. Saal-Digital oder Albelli. Die Totgesagten von 2008 sind die Gewinner von 2016. So geht es.
Bei den Unternehmen mit digitalen Kameras findet Konkurrenz anders statt.
Es ist alles da, nur noch nicht von jedem.
Wer jetzt eine neue Mittelformatkamera anbietet für 6.000 bis 10.000 Euro, der hat ein klares Marktsegment vor Auge.
Panasonic hat schon vor zwei Jahren die besten Digitalkameras im Miniaturformat mit hohem Gebrauchswert vorgestellt, die GM-5 und später die sucherlose GF-7. Wer braucht mehr?
Olympus hat es geschafft, daß sehr viele aktuell auf der Photokina mit einer Pen-F um den Hals rumlaufen, so wie früher in digitalen Zeiten mit der Leica M9.
Und die Riege der Träger von Riesenobjektiven bleibt ebenfalls, aber durch die größere Auswahl anderer Kameras sehr reduziert. Es ist eben so, daß heute jeder bekommen kann, was er will. Solange es nur eine Canon oder Nikon mit einem 70-200 gab, lief auch jeder damit rum. Jetzt zeigt sich, daß viele lieber andere Digitalkameras nutzen und deshalb sieht man auch viel mehr Produkte.
Ricoh glänzt mit der sehr begehrten Ricoh Theta, der neuen Vollformatkamera und zeitlos guten Kameras wie der Ricoh GR, die besondere zusätzliche Technik hat wie z.B. einen Fixfokus und damit ein Image bekommt, mit dem man direkt alte Klassiker neu leben kann mit Monitor und digital.
Und es drängen neue Anbieter auf den Markt. Ein guter Artikel mit einem Beispiel für „neue“ Zielgruppen findet sich auf digitalkamera.de.
Weil an den Anfangstagen der Photokina meistens Menschen dort zu sehen sind, die meinungsbildend tätig sind und ihre eigene Meinung mit sich tragen, sind für mich Beobachtungen zu diesem Zeitpunkt sehr interessant.
Dazu gehört auch, daß sehr viele mit einem Presseband um den Hals nur noch ein Smartphone nutzten und nur teilweise noch eine andere Kamera dabei hatten. Dann war es allerdings oft noch die Canon mit dem 24-70. Ansonsten dominierte beim Vollformat und bei den Herstellern von Objektiven, die Gehäuse zum Ausprobieren hatten, eigentlich sehr oft ein Sony Alpha Gehäuse.
Es hat sich eben was verändert. Ein Forenteilnehmer schrieb einmal, daß die riesigen Zuwächse der letzten 20 Jahre durch die Umstellung von analoger Technik auf digitale Technik bestimmt waren und nun wieder Verkaufszahlen so werden wie sie früher einmal waren. Wenn dies auch nur ansatzweise stimmt, dann ist dies ein gutes Zeichen, weil diese Zahlen parallel zu den Umsatzzahlen von Smartphoneprodukten gerechnet werden und weil Smartphones beim Digitaldruck neue Kundschaft bescheren. Es geht also immer weiter.
Überhaupt wirkte die photokina 2016 auf mich sehr entspannt. Es ist irgendwie die Anerkennung der Realität einer neuen Welt und dem Realismus, daß man nun darauf reagieren muß und vieles anders wird.
Wenn visuelle Eindrücke etwas ausdrücken, dann habe ich hier etwas in Worte gefaßt. Die Messe ist so groß, daß ein Tag nicht reicht, um alles auch nur bewußt zu sehen. Und dann war man noch nicht da, wo man noch hingehen soll, auf die Veranstaltungen in Köln.
Allein deren zentrale Fotoausstellung Innere Sicherheit wäre es wert.
Interessant ist allerdings, daß die Berichterstattung über diese Ausstellung ausgerechnet auf Facebook stattfindet, also genau bei der Datenkrake, die es eigentlich einzudämmen gilt. So lebt man auch hier den Widerspruch – man könnte allerdings auch sagen, es werden die überwachenden Networks genutzt, um auf die Überwachung aufmerksam zu machen.
Und dann?
Dann will ich zumindest abschließend noch ein Foto zur Ausstellung über Innere Sicherheit von mir hier hinzufügen. Denn daß ich den Eingang zur Photokina einmal mit Zaun und Sicherheitskontrollen fotografieren würde, hätte ich mir nie träumen lassen. So schlägt falsche Politik durch. Und so entsteht ein aktuelles Foto zum Thema Innere Sicherheit: