Das Buch ist ziemlich ehrlich.
Editiert von Patrick Remy ist ein Buch entstanden, das Erotik als Teil des menschlichen Alltags und als selbstverständlichen Teil des menschlichen Lebens darstellt.
Sobald man die Erwartungshaltung von Pinup-Kalendern überwunden hat, erkennt man die Kraft, die in vielen Fotos steckt, weil sie einfach zeigen, wie der Umgang mit sich sein kann: Essen, Trinken, Sex.
Sie sind die drei physischen Teile unseres Daseins. Sie gehören zum Alltag und der Umgang damit ebenso.
Sex als Tabu fehlt hier völlig. Das Buch kommt ohne Pronografie aus und ist einfach nur Erotik.
Erotik kann auch alltäglich und im Alltag sein. Das wird hier nach meinem Verständnis gut gezeigt.
- Was ist heute ein erotisches Foto?
- Welche Visionen der Erotik zeigen Fotos heute?
Darum kreisen die Aufnahmen.
Es sind keine bestellten Fotos sondern Dokumente persönlicher oder dargestellter Erotik.
Bemerkenswert: Ältere Menschen fehlen völlig. Haben Sie keine Erotik oder gibt es keine Fotos von älteren Menschen, die dies zeigen?
Das ist die Hälfte, die hier fehlt. Aber das ist keine Kritik sondern eine Folge meiner Auseinandersetzung mit diesem Buch (ich bin 50+).
Vielleicht weil ab 35 bei Frauen rein biologisch Paarungssexualität durch Anderes ersetzt wird?
Wer weiß.
Doch ich könnte mir vorstellen, daß dieses Buch auch bei Älteren zur Auseinandersetzung mit dieser Frage einlädt.
Daher ist das Buch doppelt gut.
Der Prestel Verlag hat hier ein Buch herausgebracht, das irgendwie einzigartig zu sein scheint.
Es sind sogar dokumentarische Fotos, so daß sich hier auch der Begriff der Dokumentarfotografie in einer Dimension erweitert, die bisher jenseits der Betrachtungen war.
Kann man den Umgang mit Erotik in Fotografie packen?
Man kann und das wunderbar gut.
Dieses Buch ist wirklich gelungen.
Patrick Remy:
Desire
New Erotic Photography
Hardcover, 280 pages, 21.0 x 28.0 cm, 8.3 x 11.0 in., 220 color illustrations, 20 b/w illustrations
ISBN: 978-3-7913-4952-7